Sizilien – Berge, Küsten und Feuer

Dieses Jahr verschlug es uns nach Sizilien. Die italienische Insel vereint auf einzigartige Weise Natur, Kultur und Tradition. Zwischen rauchenden Vulkanen, duftenden Zitrushainen und tiefblauen Buchten warten unzählige Wanderwege, die durch uralte Dörfer, über Lavahänge und entlang der Küste führen. Wir erlebten nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch die herzlichen Landsleute – deren Fahrstil besonders herzlich ist.

Ätna – Nordflanke, die Grotta del Gelo

Die Nordseite des Ätna ist von vergangenen Dramen gezeichnet: endlose Lavafelder, wie in Schnüren erstarrtes Gestein und bizarre Basaltformationen prägen die Landschaft. Uns führte ein 20km lange Tour durch dieses fazinierende Gebiet. Besonders beeindruckend ist die Grotta del Gelo, eine durch abkühlende Lava gebildete Höhle, welche tief im Inneren wohl sogar Gletschereis beherbergt. Nur zögernd sind wir in diesen steilen Schlund hinabgestiegen, da er doch recht Respekt einflößend ist. Etwas versteckter liegen weitere Lavahöhlen, wie die die Grotta dei Lamponi – umgeben von alten Lavazungen und knorrigen Bäumen. Die Kontraste aus schwarzer Erde, hellgrünem Ginster und tiefblauem Himmel bleiben uns deutlich in Erinnerung.

Ätna – Südaufstieg zum Torre del Filosofo

Der Ätna ist mit über 3.300 Metern der höchste aktive Vulkan Europas und gehört seit 2013 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Durch sein unvorhersehbares Wesen gibt es für Wanderer Beschränkungen, sodass man leider nicht auf den höchsten Gipfel (bzw. Kraterrand) gelangen kann. Dies ist auch gut so, denn für Unbesonnene kann dies sehr gefährlich sein. Nicht nur aufgrund plötzlicher Eruptionen, sonden auch durch giftige Gasaustritte. Daher darf der Vulkan nur bis zu einer bestimmten Höhe bestiegen werden, mit einem offiziellen Guide sogar noch etwas höher. Wie weit genau, wird situativ von den Italienischen Behörden festgelegt. Dass der Korridor zwischen „privat erlaubt“ und „mit Guide erlaubt“ relativ schmal ist und zufällig die höher gelegenen, erloschene Krater beinhaltet, halten wir persönlich für eine glückliche Situation für die dortigen Guides, welche dadurch den (reichlich vorhandenen) Touristen noch mehr Gewinn abringen können ;-).

Wir starteten auf den Parkplatz am Rifugio Sapienza und besichtigen die Crateri Silvestri (wir hatten Glück: ab Okt. 2025 sollen sie wohl kostenpflichtig werden) – unsere ersten Vulkankrater! Leider überzog ein Gewitter das Land, weshalb wir erst am Nachmittag die Seilbahn nutzten, welche uns auf 2.500m Höhe brachte. Wir sparten uns die Busse und Guides und gingen zu Fuß durch die markant karge Vulkanlandschaft. Der Weg über Asche und Tephra war doch erstaunlich beschwerlich. Am Punkt „Torre del Filosofo“ (welcher wohl dem Philosoph Empedokles gewidmet ist) müssen wir leider umkehren. Dafür haben wir den Blick über die Mondlandschaft, den Vulkankratern und den majestätischen Ätna-Gipfel sehr genossen.

Capo Bianco

Auf der Durchreise in den Westen der Insel machten wir einen Abstecher zu den Kalkklippen „Capo Bianco“. Diese liegen nahe Eraclea Minoa an der Südküste Siziliens. Die leuchtend weißen Kalkklippen fallen steil in das türkisfarbene Meer ab und bilden einen atemberaubenden Kontrast, der besonders im Licht des späten Nachmittages magisch wirkte. Ganz in der Nähe befindet sich ein schöner Strand, der zum Baden einlädt. Der kurze Küstenpfad führte uns oberhalb der Felsen entlang und eröffnet immer wieder neue Perspektiven auf das Meer – perfekt für eine kleine Tour auf der Durchfahrt!

Die Salinen der Westküste

Zwischen Trapani und Marsala erstrecken sich die Salinen von Trapani – eine faszinierende Landschaft aus flachen Becken, Windmühlen und spiegelnden Wasserflächen, die wie die Palette eines Farbkastens anmuten. Seit Jahrhunderten wird hier nach traditioneller Methode Meersalz gewonnen. Das Meerwasser wird in große Becken geleitet, wo Sonne und Wind das Wasser langsam verdunsten lassen. Zurück bleibt das naturbelassenes Meersalz. Mit zunehmender Salinität nehmen die Becken einen immer stärker werdenden Rotton an. Dieser kommt durch Beta-Carotin zustande, welches durch spezielle Algen erzeugt wird. Wenn das gewonnene Salz trocknet, geht der Farbton wieder verloren. Die für die Landschaft typischen Windmühlen dienten früher als Antrieb der Archimedes-Schrauben, welche Wasser von einem Becken in das nächste hoben oder zum Mahlen des Salzes.

Naturreservat Zingaro

Zwischen Scopello und San Vito Lo Capo liegt die Riserva Naturale dello Zingaro, eines der schönsten Wandergebiete Siziliens. Leider gab es wenige Wochen vor unserer Ankunft weitgehende Flächenbrände, welche einen Großteil der Flora und Fauna zerstörten. Etliche Wanderrouten (z.B. um den Monte Cofano) waren dadurch gesperrt. Wir konnten immerhin die herrlichen Küsten mit den weitläufigen Sandstränden besuchen und den Monte Monaco besteigen.

Marettimo

Marettimo, die westlichste der Ägadischen Inseln, ist ein stilles Paradies fernab des Trubels. Von dem Höhenweg zum Gipfel, den Pizzo Falcone, boten sich grandiose Ausblicke auf das tiefblaue Mittelmeer und die Küste. Leider mussten wir aus Zeitgründen den Gipfel aussparen. Eventuell ist eine (oder mehrere) Übernachtung auf der Insel sinnvoll, wenn man die Landschaft in Ruhe erkunden will. Sehr angenehm ist auch der stetige Duft von Kräutern, wie Rosmarin und Küsten-Zistrose, welche an den Hängen regelrecht wuchern.

Der Wald von Ficuzza

Mitten im Landesinneren, zwischen Palermo und Corleone, liegt der Bosco della Ficuzza – einer der größten und ältesten Wälder Siziliens. Dieses Naturparadies aus Eichen, Kastanien und Steineichen ist ein seltener Anblick auf der ansonsten eher trockenen Insel. Der Wanderweg führte uns durch stille Schluchten und hinauf zu Aussichtspunkten mit Blick auf den markanten Felsen des Rocca Busambra.

Aufstieg zum Monte San Salvatore

Der Monte San Salvatore erhebt sich ruhig über der sizilianischen Landschaft und bietet einen eindrucksvollen Blick über Täler, Olivenhaine und das Mittelmeer in der Ferne. Die Wanderung hinauf führte durch duftende Macchia und ursprüngliche Natur. Unterwegs begegneten uns einige Wildschweine und Rehe, um die wir einen respektvollen Bogen machten.

Stromboli – Ort, Insel und Vulkan

Der Stromboli: eine kleine Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer, die ständig lebt und atmet. Der gleichnamige Vulkan ist einer der aktivsten der Welt – seine glühenden Eruptionen erleuchten regelmäßig den nächtlichen Himmel und machen die „Sciara del Fuoco“ (Feuerrutsche) zu einem spektakulären Naturschauspiel. Zwischen schwarzen Stränden, weißen Häusern und dem tiefblauen Meer spürt man auf Stromboli die rohe Kraft der Erde – wild, ursprünglich und faszinierend schön. Wir haben auf der Insel zwei Tage verbracht und das Rumoren des Berges war manchmal nachts zu spüren – eine Respekt gebietende Erfahrung.

Leider ist, wie beim Ätna, der Weg zum Gipfel behördlich gesperrt. Man darf privat auf 300m aufsteigen, mit Guide auf 400m. Hier ist man leider noch weit weg vom Krater in 900m Höhe entfernt. Wir nutzten die erste Nacht um auf eigene Faust zu einem Aussichtspunkt auf ca. 200m Höhe am Rande der Sciara del Fuoco aufzusteigen. Schon hier konnten wir die regelmäßig wiederkehrenden Eruptionen beobachten. Alle 20 bis 30min wird Lava aus dem Krater geschleudert und Tephra rollt den Hang hinunter. Besser war die Sicht am nächsten Tag von 400m Höhe. Unser Guide war ein sympathischer Vulkanologe, der uns auch einiges Wissen über Vulkane vermittelte. Besonders in der späten Dämmerung lassen sich die Lavafontänen und deren Glühen beobachten. Die Kamera benötigt eine längere Brennweite (135mm) sowie ein Stativ und der Fotograf Geduld. Besonders spektakuläre Aufnahmen lassen sich mit der Drohne erzielen, die bis zum eigentlich Krater vordringen kann (120m Höhenbegrenzung über Boden beachten!). Prinzipiell muss man sich darauf einstellen, dass man den Spot mit sehr vielen anderen Touristen teilt.

Auch das kleine Örtchen Stromboli ist sehr sehenswert, mit engen Gassen und allerlei Gelegenheiten, um Nippes zu erwerben. Wenn wir mal wieder die Gegend besuchen, werden wir sicher auch die anderen Liparischen Inseln erkunden, welche jede für sich ebenfalls einen Vulkan beherbergen.

Taormina

Taormina schwebt hoch über dem Meer und bietet einen atemberaubenden Blick auf den Ätna und die Küste des Ionischen Meeres. Das antike Teatro Greco ist das Herzstück Taorminas – ein halbkreisförmiges Theater aus dem 3. Jh. v. Chr., das ursprünglich von den Griechen erbaut und später von den Römern stark verändert wurde. Heute beeindruckt es vor allem durch seine grandiose Aussicht.

Nur wenige Kilometer oberhalb von Taormina liegt Castelmola, ein kleines Bergdorf, das als einer der schönsten Aussichtspunkte Siziliens gilt. Enge, steile Gassen führen hinauf zu einer Burgruine, von der aus man ein 360°-Panorama über den Ätna, die Küste und das Meer genießt. Trotz seiner Nähe zu Taormina hat Castelmola seinen authentischen, ruhigen Charme bewahrt.

Monti Satorius – noch einmal Vulkane

Die Monti Sartorius liegen an der Nordostflanke des Ätna und gehören zu den jüngeren Nebenkratern des Vulkans. Entstanden bei einem Ausbruch im Jahr 1865, bietet das Gebiet heute einen faszinierenden Kontrast zwischen schwarzer Lava und hellen Birkenwäldern. Der Rundweg ist leicht begehbar und ideal für eine entspannte Halbtageswanderung – perfekt, um den Ätna aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Außerdem ist der Weg bestens geeignet als letzte Tagestour, da uns am Abend auch der Flug nach Hause erwartete.

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